Gymnasiasten brauchen leichteren Zugang zur Lehre
Die Anzahl Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in Luzern steigt weiter. Der Kanton Luzern rechnet per Schuljahr 2030/31 mit 550 zusätzlichen Schülerinnen und Schülern. Gleichzeitig fällt es vielen Branchen schwer, genügend Lernende zu rekrutieren.
Wie eine Studie der Hochschule Luzern zeigt, braucht die Luzerner Wirtschaft einfache Berufsleute. In den Berufen mit dem grössten Fachkräftemangel wird selten ein Gymnasialabschluss benötigt. Ein Lehrabschluss mit der anschliessenden Möglichkeit eines (berufsbegleitenden) Hochschulstudiums reicht vollends aus. Halten wir also am Erfolgsmodell, dem dualen Bildungssystem, fest und stärken die etablierte Berufsbildung.
Eine Option zur Stärkung des dualen Bildungssystems wäre die Einführung eines Schulfachs «Berufswahl» in der Kantonsschule. Denn Schülerinnen und Schüler an Gymnasien haben im Rahmen des Lehrplans – und unabhängig davon, ob sie ein Studium anstreben oder nicht – kaum Chancen, sich mit der eigenen Berufswahl auseinanderzusetzen. Die Umsetzung wäre leicht realisierbar. Meines Erachtens würde eine Projektwoche, in welcher sich die Schülerinnen und Schüler mit der Berufswelt auseinandersetzen und Schnupperlehren ermöglicht werden, bereits viel bewirken.
Damit dies funktioniert, müssen wir auch offener mit jenen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten umgehen, die sich während der Kantonsschule für eine Berufslehre entscheiden. Aktuell wird der bewusste Entscheid für eine Berufslehre als Abbruch gewertet und die betroffenen Schülerinnen und Schüler unnötig stigmatisiert.
Ich fordere den Kanton Luzern auf, sich in Zukunft wieder aktiv für eine starke Berufsbildung einzusetzen und alles Nötige zu unternehmen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen.
Matthias Erni, Kriens, Vizepräsident Jungfreisinnige Kanton Luzern
Zum Leserbrief in der Luzerner Zeitung: Link