Das verlockende Angebot aus dem Los 2 über sagenhafte CHF 197’399.00 für gerade einmal acht Werbestandorte ist für die Stadt Kriens ein wahrhaftiger Geldsegen. Leider wird dieser kaum nachhaltig sein. Das Unternehmen Livesystems, dem der Stadtrat den Zuschlag geben will, steht bald im Zusammenhang mit einer Klage bei der Wettbewerbskommission (WEKO). Es gibt Anzeichen, dass die Post als Inhaberin der Livesystems seine Marktmacht dazu missbrauchen könnte, bei der häufig von der öffentlichen Hand vermieteten Werbeflächen, unrechtmässige Vorteile zu erlangen.
Die Post wird kritisiert, ihren verfassungsmässigen Auftrag heute nur mangelhaft zu erfüllen. Sie spart etwa massiv bei den Briefzustellungen und schliesst eine Poststelle nach der anderen. Doch auf der anderen Seite drängt sie immer mehr in private, gut funktionierende Wettbewerbsbereiche ein, in denen kein Marktversagen herrscht. Das hat mit dem gesetzlichen Leistungsauftrag der Post nichts zu tun, wird aber über ihn quersubventioniert. Beispiele dafür sind etwa die Akquisition der Buchhaltungssoftware KLARA, der Kauf von PubliBike samt dem daraus entstehenden finanziellen Debakel, oder den Erwerb von Livesystems für wohl über 100 Millionen Franken, was Brancheninsider einen überrissenen Preis nennen. Ein unverhältnismässig hoher Preis bei einem Jahresumsatz von knapp 10 Millionen.
Ein überrissener Preis ist auch das Angebot, das die Post-Tochter Livesystems an die Stadt Kriens stellt. Das Angebot von knapp zweihunderttausend Schweizerfranken für acht (!) Werbestandorte ist nicht nur 4–7-mal höher als das Angebot der Konkurrenz, sondern auch garantiert nicht wirtschaftlich zu betreiben. Die Livesystems kann mit der Einschätzung diverser Brancheninsider diese Flächen mit ihrem Gebot nicht mit Gewinn vermarkten.
Damit die Konzessionsbeiträge nachhaltig in unsere Stadtkasse fliessen, muss das Angebot durch den Werbetreibenden langfristig finanzierbar sein. Dies ist gemäss der Einschätzung diverser Brancheninsider beim Angebot von Livesystems nicht geben. Dieser Fakt und die Tatsache, dass sich das Unternehmen mit einer Klage bei der WEKO konfrontiert sieht, sind zwei triftige Gründe, die Vergabe an die Post-Tochter Livesystems zu stoppen, die geforderten Nachweise anzupassen und das Los 2 neu auszuschreiben.
Für eine nachhaltige Finanzierung der Krienser Werbestandorte. Vielen Dank für die Unterstützung.
N.B. Beim Los 1 erübrigt sich eine erneute Ausschreibung, da nur ein Anbieter an der Ausschreibung teilgenommen hat und das Angebot bereits seit Jahrzehnten erfolgreich betrieben wird.
Einige weiterführende Informationen, die belegen, dass die Stadt Kriens diese Vergabe an die Post-Tochter stoppen soll:
Der Verband Aussenwerbung Schweiz (AWS) bereitet eine Klage bei der Wettbewerbskommission (Weko) gegen die Post vor. Auslöser ist der Kauf der Werbevermarkterin Livesystems.
https://www.persoenlich.com/marketing/weko-klage-gegen-post-geplant/print
Der Verband für Aussenwerbung (AWS) und Clear Channel Schweiz haben gegen die Post eine Aufsichtsbeschwerde eingereicht, in welcher die Übernahme der Aktienmehrheit der Post AG bei Livesystems AG rückgängig zu machen sei.
https://www.persoenlich.com/marketing/aufsichtsbeschwerde-gegen-die-post
Post hat neues Aufsichtsverfahren am Hals: Der Kauf von Livesystems soll rückgängig gemacht werden und die Post soll sich aus «dem Geschäft der Fremdvermarktung von analogen und digitalen Aussenwerbeangeboten gänzlich zurückziehen».
https://www.tagesanzeiger.ch/post-hat-neues-aufsichtsverfahren-am-hals-703519150415
Auch das nationale Parlament ist der Ansicht: Der Staat als Konkurrent? Fair ist anders.
National und Ständerat haben die Vorstösse von der Mitte und FDP gutgeheissen. Der Bundesrat wird beauftragt, die nötigen Gesetzesänderungen vorzuschlagen, um Wettbewerbsverzerrungen durch Staatsunternehmen einzudämmen.
https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20203532
Noch hängig ist die Motion Guggisberg, SVP welche die nötigen Anpassungen am Postgesetzt fordert, um die forsche Akquisitionsstrategie zu stoppen.
https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20223950